Corona - ein Virus stellt unsere Welt auf den Kopf!
Natürlich halten wir uns an die gesetzlichen Bestimmungen und Vorgaben. Seit zwei Wochen finden in der Kampfkunst-Schule in Pfungstadt keine Kurse - auch keine Yoga-Kurse - mehr statt.
Bevor diese Bestimmungen zum Schutz älterer und schwächerer Menschen in Kraft getreten sind, habe ich es meinen Teilnehmer/innen freigestellt die Yogakurse, die ich sehr gerne weiterhin anbieten wollte, zu besuchen oder zu pausieren.
Meines Erachtens kann uns gerade die "Yogapraxis" eine große Stütze sein, ganz besonders in Krisensituationen, in Momenten, die unser Leben auf den Kopf stellen. Genau für diese Augenblicke üben wir jede Woche, jeden Tag, jeden Moment auf unserer Matte - wir üben uns darin, die Dinge anzunehmen, die sich zeigen. Wir üben uns in Selbstliebe und Selbstfürsorge, denn dass sind die Grundvorraussetzungen für Nächstenliebe und Fürsorge für schwächere und bedürftigere Menschen. Mit jedem Namasté bezeugen wir, dass wir unsere Gesundheit und das Wohlergehen unserer Liebsten genauso achten und wertschätzen wie die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Nächsten, unserer Nachbarn, Freunde, Verwandten ... und weiterhin der Menschen, die wir vielleicht gar nicht kennen, die uns im "Vorübergehen" begegnen, Menschen die an der Supermarktkasse sitzen, die in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen arbeiten und nicht erst seit zwei Wochen ihre Gesundheit, ihre Kraft, ihr Leben für uns einsetzen.
Wertschätzung, Anerkennung und Dankbarkeit sind die positiven Aspekte der Corona-Krise.
Viel zu oft nehmen wir alles als selbstverständlich an: unsere Familien, Freunde, unsere Gesundheit, unser zu Hause, unseren Wohlstand, dass wir in einem Land leben, in dem Frieden herrscht und (normalerweise) Freiheit, dass wir alles kaufen können, in unseren Supermärkten alles vorrätig ist, dass wir im Überfluss leben, dass es uns an nichts mangelt, dass wir Urlaub machen können, wann und wo wir wollen, und ... und ... und ...
Ehrfurcht vor dem Leben, Demut, dass nicht alles einfach so und für immer verfügbar ist, und ein Bewusstsein für die Kostbarkeit jedes einzelnen Lebens, jedes Lebewesens - das lehrt uns diese Krise gerade.
In diesen Momenten, in denen unser Leben nicht in den gewohnten Bahnen verläuft, spüren wir auf einmal wieder wie schön eigentlich unser Alltag ist. Wieviel Struktur und Sicherheit uns das Alltägliche gibt, die Dinge, die wir so oft geringschätzen: unsere Arbeit, unsere Freizeit, das Privileg uns frei bewegen zu können, spazieren zu gehen, Sport zu machen, einkaufen, shoppen zu gehen, zum Arzt, zum Friseur, zur Massage, zur Yogastunde, ...
Ich habe in den letzten zwei Wochen viel Positives erlebt: ich habe viel öfter mit meinen Eltern und meiner Schwester telefoniert, mit Freunden und Freundinnen Kontakt gehabt, von denen ich schon lange nichts mehr gehört habe - diese Krise bringt uns zwar körperlich in die Distanz, um das Ansteckungsrisiko zu verringern - aber innerlich rücken wir näher zusammen - helfen einander - sind eine Gemeinschaft.
Nie hätte ich mir vorstellen können, meinen Computer, das Smartphone oder die Videokamera für den persönlichen Kontakt zu nutzen - jetzt bin ich dankbar dafür, dass es diese Medien gibt, dass wir online Weiterbildungen, Seminare und auch Yogastunden abhalten können.
Ich möchte mit den Menschen, die meine Yogastunden besuchen, die mir am Herzen liegen, in Verbindung bleiben - und so versuche ich seit zwei Wochen, meine Yogastunden auch online anzubieten, was sowohl technisch, als auch persönlich eine Herausforderung ist ... es ist nicht perfekt, es ist nicht bis zum Ende durchdacht, nicht bis ins kleinste Detail geplant und trotzdem - oder gerade deswegen - macht es mir sehr viel Freude, es kommt von Herzen und soll euch die Zeit etwas schöner und besser gestalten.
Ohne Corona wäre ich nie auf diese Idee gekommen ... auch habe ich das Gefühl, dass die Natur uns in diesem Jahr ganz besonders viel schenkt, viel intensiver noch als sonst nehme ich jede einzelne Blüte wahr, jede kleine Veränderung in der Natur, bin dankbar für jeden Sonnenstrahl, den blauen Himmel und erfreue mich an jeder Minute, die mir gerade geschenkt wird ... in den letzten Monaten habe ich mir oft gewünscht, etwas mehr Zeit zu haben: Zeit für mich selbst zum Meditieren, Yoga praktizieren, zum Schreiben, zum Aufarbeiten, von allem, was so im "normalen Leben" liegen bleibt, mehr Zeit für die Pferde und die Menschen, die mir wichtig sind ... JETZT habe ich diese Zeit und ich wünsche mir und euch, dass ihr sie nutzt - die Erde dreht sich gerade ein Stückchen langsamer als normal - nehmt dieses Geschenk an und versucht aus dieser Krise soviel Gutes wie möglich erwachsen zu lassen ...
Ich wünsche euch allen ganz viel Liebe, Vertrauen, Mitgefühl, Gesundheit und Zuversicht für die nächsten Wochen - bleibt gesund und helft all den Menschen, Tieren und der Natur nach euren Möglichkeiten, so gut ihr könnt :-)
NAMASTÉ Aline
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